Am Donnerstag, den 17.11.2022 tagt der Ausschuss für Strukturwandel, Wirtschaft und Beschäftigung. Einer der Tagesordnungspunkte ist die Situation des Einzelhandels in der Neusser Innenstadt. Dazu liegt ein Bericht der Tochtergesellschaft der Stadt „Neuss Marketing“ vor.
Scharfe Kritik an dem Bericht gibt es aus der Fraktion Die PARTEI / DIE LINKE. „Schon der Vorwurf an die Gewerkschaft Ver.di wegen zu weniger verkaufsoffener Sonntage war grotesk“, nennt Fraktionsvorsitzender Vincen Cziesla einen der Gründe. „Wenn Neuss Marketing will, dass Gewerkschaftsklagen die Arbeit nicht behindern, sollte man lieber nach legalen Wegen suchen, die mit dem Arbeitsrecht vereinbar sind“, macht Cziesla deutlich.
Größter Aufreger wurde in diesem Bericht jedoch der Abschnitt, der sich mit der Situation von Obdachlosen in der Innenstadt auseinandersetzt. So wird in dem Bericht bei Obdachlosen von einer „unliebsamen Gewohnheit“ und „Beeinträchtigungen […] des Zentrums“ gesprochen.
Besonders dem wirtschaftspolitischen Sprecher der Fraktion Die PARTEI/DIE LINKE Jochen Klümpel stieß diese Wortwahl negativ auf. „In solcher entmenschlichenden Art und Weise von Obdachlosen zu sprechen, ist eine Unverschämtheit und gehört sich nicht für ein städtisches Tochterunternehmen“, äußert sich Klümpel.
„Neuss Marketing begibt sich damit auf die unterste Stufe der Argumentation. Anstatt die eigene Arbeit zu hinterfragen und mögliche Fehler aufzuarbeiten, wird die Schuld bei den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft gesucht“, ärgert sich zudem Cziesla. „Es ist unglaublich, dass eine städtische Tochtergesellschaft die Vertreibung von Neusser Bürgern aus der Innenstadt fordert, nur weil diese nicht ins eigene Weltbild passen“, so Cziesla.
„Wir erwarten, dass der Bürgermeister auf diesen Eklat reagiert und entsprechende Schritte einleitet, dass solche menschenverachtenden Berichte nicht mehr vorkommen“, fordert Klümpel.